Kurz vorm Burnout: Wie ich lernte, Verantwortung loszulassen
Kennst du das Gefühl, wenn plötzlich alles zu viel wird? Wenn der Druck von außen immer größer wird und du dich für alles und jeden verantwortlich fühlst? Genau so ging es mir vor ein paar Jahren, als ich noch Geschäftsführerin in unserem Familienunternehmen war. Die Pandemie hatte unser Leben völlig verändert und brachte eine zusätzliche Ebene der Unsicherheit mit sich. Inmitten all dieser Herausforderungen stellte ich mir irgendwann die Frage: Ist das schon ein Burnout?
Es fühlte sich an, als wäre ich der Mittelpunkt eines immer wilder werdenden Sturms. Ich war nicht nur verantwortlich für das Unternehmen, unser Team und unsere Kund:innen, sondern auch als Mutter zusätzlich gefordert – die Kindergärten waren geschlossen, und ich jonglierte zwischen Beruf und Familie. Ich versuchte, allen gerecht zu werden, und verlor dabei völlig den Blick für mich selbst.
Der Wendepunkt
Der Wendepunkt kam nicht plötzlich, sondern schlich sich langsam ein. Eines Tages saß ich wieder einmal am Schreibtisch, vollkommen ausgelaugt, als mir bewusst wurde, dass mein Körper schon lange auf Alarmmodus war. Es waren nicht nur die üblichen Anzeichen von Müdigkeit, sondern ein tiefes, unwohles Gefühl im Bauch – als ob mein Körper mir sagen wollte: „So kann es nicht weitergehen.“ In diesem Moment erkannte ich, dass ich an meine Grenzen gestoßen war. Ich konnte nicht länger ignorieren, wie viel Verantwortung ich mir aufgeladen hatte – für das Unternehmen, für meine Familie, für alle außer mich selbst.
Dann dachte ich an meine damals zweijährige Tochter. Ihre Freude und ihre unbeschwerte Art erinnerten mich daran, was wirklich zählt. Für sie wollte ich lernen, wieder Leichtigkeit in mein Leben zu lassen und auf mich selbst zu achten.
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Die Kraft der Abgrenzung
Wenn du das hier liest und dich ertappst, dass du oft Verantwortung für Dinge übernimmst, die gar nicht deine sind, möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Gerade wir feinfühligen Menschen neigen dazu, uns zu überfordern, weil wir es allen recht machen wollen. Doch das führt oft dazu, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse ignorieren – bis der Körper uns unmissverständlich signalisiert, dass es so nicht weitergeht.
Vielleicht spürst du auch, dass du oft nicht weißt, wo dir der Kopf steht. Du versuchst, alles zu regeln, aber dabei verlierst du dich selbst. Dein Körper sendet dir Signale – Müdigkeit, Anspannung, Bauchschmerzen – und du fragst dich vielleicht, wie lange du das noch durchhalten kannst.
Selbstfürsorge statt Selbstaufopferung
Die Wahrheit ist: Es ist keine Schwäche, Verantwortung abzugeben. Es ist kein Zeichen von Versagen, wenn du sagst: „Das schaffe ich jetzt nicht.“ Im Gegenteil: Es ist ein Akt der Selbstfürsorge.
Was ich heute, als Coach für Menschen, die sich mehr vom Leben wünschen, immer wieder erlebe: Die meisten von uns tragen viel mehr Lasten, als wir müssten. Wir übernehmen Verantwortung, wo es gar nicht nötig ist, und glauben, wir wären für das Glück und die Zufriedenheit anderer verantwortlich. Aber was wäre, wenn du dir erlaubst, diese Last abzugeben?
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Dein Weg zu mehr Leichtigkeit
Mein Weg begann mit der Entscheidung, wieder mehr auf mich selbst zu hören – auf meinen Körper, meine Intuition und meine Bedürfnisse. Ich lernte, dass ich nicht die ganze Welt retten muss und dass es okay ist, sich Pausen zu gönnen, Grenzen zu setzen und nicht immer „Ja“ zu sagen. Und genau das wünsche ich auch dir.
Wenn du merkst, dass du an einem Punkt bist, an dem du dich überfordert fühlst und die Last zu groß wird, dann lade ich dich ein, dir bewusst zu machen: Du darfst dich abgrenzen. Du darfst Raum für dich einnehmen. Es ist Zeit, den Druck loszulassen und dich mit dem zu verbinden, was du wirklich willst.
Du bist nicht für alles verantwortlich. Aber du bist dafür verantwortlich, wie gut du auf dich selbst achtest. Mach den ersten Schritt und frage dich: Wo darf ich heute meine Grenzen setzen?
Du bist es wert.